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Bodenschutz im Staatswald: Mit Kalk zu klimastabilen Wäldern

Der Klimawandel stellt unsere Wälder vor besonders große Herausforderungen. Extremereignisse wie Trockenheit, Stürme oder Schädlinge stressen und schädigen die Bäume. Unter anderem liegt ein Auslöser für die Waldschäden im Boden – in Form von sogenannter “Bodenversauerung".

Was versteht man unter dem Begriff?

Die zunehmende Industrialisierung insbesondere im 20. Jahrhundert hat den Zustand unserer Waldböden nachhaltig negativ beeinflusst. Massive Säureeinträge in den Boden haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und es entstand eine für viele Bodenlebewesen nicht mehr lebensfähige Umgebung. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können viele Waldböden allenfalls nur zu Teilen selbständig regenerieren, was den Wald als Ökosystem und seine vielfältigen Funktionen schwächt.  

Mit dem Kalkungskonzept des Landes Baden-Württemberg soll ein natürlicher Bodenzustand als Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität und guten Voraussetzungen für den Klimawandel erreicht werden. 


Was bewirkt eine Bodenschutzkalkung?

Intakte Waldböden bilden die Lebensgrundlage für gesunde Wälder und für den Erhalt der vielfältigen Waldfunktionen. Aktuelle Forschungen zeigen, dass Bäume in versauerten Böden flacher Wurzeln schlagen und dort noch anfälliger für Trockenstress sind. Diesem Stress begegnen wir mit der Bodenschutzkalkung: Ein Gemisch aus natürlichem Material wie Dolomit, Holzasche und Wasser wird mithilfe von speziellen Fahrzeugen oder Hubschraubern als dünne Schicht auf dem Waldboden ausgebracht. Der Prozess kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen andauern. on Anfang Juli bis Ende Dezember finden auf vielen Staatswaldflächen, etwa in den Landkreisen Freudenstadt, Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Ortenaukreis, Rems-Murr-Kreis oder dem Ostalbkreis die sog. regenerationsorientierten Bodenschutzkalkungen statt.

Die dünne Kalkschicht auf Blättern, Nadeln und dem Boden ist für Mensch, Tier und Natur ungefährlich. Mit dem ersten Regenschauer wird die Mischung abgespült und gelangt so in den Waldboden. Dort entfaltet der Kalk in einem schrittweisen Prozess seine positiven Wirkungen.

In dieser Zeit sollten Waldbesucherinnen und Besucher die Warn- und Sperrhinweise im Wald unbedingt beachten. 


Eine Maßnahme die wirkt!

Eine bundesweite Erhebung des Bodenzustands hat gezeigt, dass sich die Situation versauerter Waldböden mit dem Ausbringen von Kalk deutlich verbessern lässt. Das gemahlene Gestein erhöht den pH-Wert der Waldböden, die Sättigung mit wichtigen Nährelementen nimmt dadurch wieder zu. Im Ergebnis steigt damit die Vielfalt und Häufigkeit von Bodenlebewesen spürbar an. Geplant und umgesetzt werden die Kalkungen aufgrund eines Leitfadens, der durch die wissenschaftlichen Kompetenzzentren des Landes, die LUBW und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erarbeitet wurden.

Darum ist die regenerationsorienterte Bodenschutzkalkung eine wichtige Strategie zur Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel.  

 

Als Maßnahme zur Stärkung der nachhaltigen Forstwirtschaft und zur Daseinsvorsorge wird die regenerationsorientierte Bodenschutzkalkung durch die Europäische Union gefördert. Nähere Informationen zu den ELER-Fördermaßnahmen der EU finden Sie hier: Entwicklung des ländlichen Raums - Europäische Kommission (europa.eu)