Verkannter Schatz – wertvolle Buchenwälder in Baden-Württemberg

Pilze, Vögel, Insekten und viele weitere Arten profitieren von den Strukturen in Buchenwäldern. (Foto: ForstBW)

21.03.2022 - Felix Reining, Vorstand bei ForstBW: „Die Buchenwälder in Baden-Württemberg sind ein Schatz, den wir sorgsam pflegen und bewirtschaften. ForstBW übernimmt die Verantwortung, diese besonderen Lebensräume zu erhalten“.

 

Zum Tag des Waldes am 21. März lenken die Försterinnen und Förster von ForstBW den Blick auf eine Baumart, die unser Land prägt: Die Buche. Der Baum des Jahres 2022 ist mit 24 Prozent der Waldfläche der wichtigste Laubbaum in Baden-Württembergs Staatswäldern. „Die Buche findet man fast überall in Baden-Württemberg“, erklärt Felix Reining. „Seit den 1980er-Jahren haben wir die Buche im Staatswald bewusst gefördert. Ihr Anteil an der Baumartenzusammensetzung ist deutlich gestiegen“, gibt das Mitglied des Vorstands bekannt. 

 

Die Mischung macht´s

Von Natur aus würde die Buche mit ihrer Konkurrenzkraft fast alle Standorte in Baden-Württemberg dominieren. Auch in den Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) im Staatswald bilden Buchen-Gesellschaften einen großen Teil der Flächen. „Rund 35.000 Hektar der grob 81.000 Hektar FFH-Gebiete im Staatswald werden vom Waldmeister-Buchenwald und dem Hainsimsen-Buchenwald gebildet“, berichtet der Vorstand weiter. 

 

Bei ForstBW gilt die Devise: die Mischung macht´s. „Wir bewirtschaften den Staatswald generell als Mischwald“, beschreibt Felix Reining. „Ahorn, Eschen und andere Arten, die auf dem jeweiligen Untergrund geeignet sind, sorgen auch in Buchenwäldern für Struktur, Diversität und Stabilität. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel dürfen wir uns nicht auf einzelne Baumarten verlassen. Denn auch die Buche kommt in manchen Gegenden an ihre Grenzen.“ Dennoch sei es wichtig, den Charakter der Buchenwälder zu erhalten. Gerade ältere Bäume bieten abgestorbene Äste, Höhlen, stehendes und liegendes Totholz. Strukturen, die den Lebensraum attraktiv für unterschiedlichste Tier-, Pflanzen- und Pilzarten machen. Viele davon sind geschützte Arten, die von der verantwortungsvollen, sorgsamen Waldbewirtschaftung im Staatswald profitieren. 

Eine dieser Arten ist der Alpenbock, ein Käfer, der in Deutschland nur in Baden-Württemberg im Bereich der Schwäbischen Alb und in Bayern vorkommt. Felix Reining: „Wir tragen eine große Verantwortung für die Tiere und Pflanzen, die in den Staatswäldern Baden-Württembergs ihren Lebensraum finden. Deshalb schaffen und erhalten wir bei ForstBW dafür Lebensbereiche (Habitate). Mit unserem Alt- und Totholzkonzept vernetzen wir größere Biotope durch kleine Trittsteine. Dazu wählen unsere Revierleiter:innen sogenannte Habitatbaumgruppen aus. Diese Bäume werden geschützt und dürfen altern und von selbst zerfallen. So entstehen Strukturen, die beispielsweise dem Schwarzspecht und der Hohltaube Nistmöglichkeiten bieten, oder die für Fledermäuse wichtig sind. Überproportional viele dieser Habitatbäume sind Buchen.“ 

 

Buche auch wirtschaftlich wertvoll

In den Buchen-Mischwäldern wird im Staatswald auch wertvolles Holz geerntet. Nicht nur im Möbelbau ist Buchenholz aus unseren Wohnungen nicht wegzudenken. In den vergangenen Jahren wurden laut Felix Reining dank neuer Technologien auch zusätzliche Verwendungsmöglichkeiten eröffnet. „Gerade im Bausektor findet die Buche immer mehr Einsatz und kann an einigen Stellen sogar das Fichtenholz ersetzen.“ Die baden-württembergische Landesregierung unterstützt diese Entwicklungen durch die Gründung eines speziellen Laubholztechnikums. Die stoffliche Verwertung in langlebigen Produkten hat auch bei ForstBW absoluten Vorrang. Aber auch Baumteile, die nicht den hohen Qualitätsanforderungen entsprechen, können sinnvoll verwertet werden. Nicht zuletzt sei die Nachfrage nach Brennholz, welche die Buche dank ihres hohen Brennwertes ideal bediene, ungebrochen und auch weiter ein Beitrag zur Substitution von Öl und Gas. 

 

Erste Frühlingsboten in den Wäldern beobachten

Auch wenn derzeit die Blätter der Buchen noch in den Knospen schlummern, lohnt sich ein Spaziergang im Staatswald. Gerade jetzt hat man freien Blick auf die imposanten, silbergrauen Stämme, die wie Säulen in den Himmel ragen.  Am Boden nutzen Frühblüher wie das Buschwindröschen die Sonnenstrahlen, die durch die kahlen Baumkronen fallen, bevor die Buchen das Dach schließen. „Vielleicht können Sie sogar einen Schwarzspecht beim Höhlenbau oder bei der Nahrungssuche beobachten“, erklärt Felix Reining. „Unsere Buchenwälder sind zu jeder Jahreszeit schön. Sie sind ein Sinnbild für unsere nachhaltige multifunktionale Waldwirtschaft: ein spannender Lebensraum, ein geschätzter Erholungsraum und dauerhafter Lieferant für den unersetzlichen Rohstoff Holz.“

 

Weitere Informationen

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) kommt in ganz Europa vor. Ihr Kerngebiet erstreckt sich über Mittel und Osteuropa. Die Bäume werden bis zu 300 Jahre alt und erreichen eine Höhe von mehr als 30 Metern. 

Durch ihre Fähigkeit, in der Jugend mit wenig Licht auszukommen, gelingt es der Buche, andere Baumarten effektiv zu verdrängen. Die glatte Borke ist anfällig für mechanische Schäden, aber auch für Sonnenbrand. Das Holz der Buche ist homogen und sehr hart. Es lässt sich gut bearbeiten und wird bevorzugt im Möbelbau eingesetzt. Allerdings neigt Buchenholz beim Trocknen zum Schwinden und ist nicht für den Einsatz im Freien geeignet. 

 

Über ForstBW 

Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) arbeitet seit dem 01.01.2020 als eigenständiges Unternehmen. ForstBW trägt die Verantwortung für die Bewirtschaftung von über 324.000 ha Staatswald - das entspricht einem Viertel der Waldfläche Baden-Württembergs- und ist damit der größte Forstbetrieb des Landes. ForstBW setzt sich zum Ziel ökologisch vorbildlich, sozial ausgewogen und ökonomisch erfolgreich zu arbeiten. Im Sinne des Waldes und der Menschen bildet das Prinzip der Nachhaltigkeit die Grundlage unserer Tätigkeit. Dazu tragen landesweit ca. 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei. Die naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung des Staatswaldes durch Forst Baden-Württemberg, AöR ist FSC® C120870 und PEFC zertifiziert. Seit dem 01. Oktober 2020 trägt ForstBW zudem das Gemeinwohl Ökonomie Zertifikat.