Im Forstbezirk Schönbuch ist tierisch was los

07.06.2021 - Schottische Hochlandrinder im Einsatz für die Artenvielfalt

 

Das Große Goldersbachtal gehört mit seinen vielfältigen Strukturen zu den besonderen Bereichen im Naturpark Schönbuch. Dieses landschaftlich reizvolle Bachtal, mit einem kleinräumigen Wechsel von Hecken, Feuchtwiesen und Brachen, bietet eine wertvolle Lebensgrundlage für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Davon sind manche Tierarten mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die bauchige und schmale Windelschnecke ist gerade mal 2 Millimeter groß, steht in Deutschland auf der "Roten Liste" gefährdeter Tiere und ist durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie auch auf europäischer Ebene geschützt. Da das Tier auf mehreren Wiesen im Großen Goldersbachtal vorkommt, tragen die Försterinnen und Förster des Forstbezirks Schönbuch eine besondere Verantwortung beim Erhalt dieser Art.

 

Entscheidend dabei ist die Offenhaltung der Wiesenbereiche, die ohne eine regelmäßige Pflege rasch zuwachsen würden. Auch zahlreiche Biotope, wie feuchte Seggenriede und Hochstaudenfluren sind zwingend auf eine Offenhaltung des Bachtals angewiesen. Da die Wiesen sehr feucht sind, ist eine flächige Befahrung zur Mahd nicht immer möglich. Die extensive Beweidung hingegen bringt viele Vorteile mit sich. Durch die Trittsiegel der Tiere und den angegebenen Kot entstehen vielfältige und einzigartige Kleinsthabitate. Dadurch lässt sich langfristig im Großen Goldersbachtal ein reichhaltiges Mosaik an unterschiedlichen Strukturen entwickeln, um so die vorhandenen Arten zu stärken und gleichzeitig die Artenvielfalt zu fördern. Darüber hinaus ist die Weidenutzung zur Offenhaltung von Flächen besonders insektenfreundlich.

 

Einfach so drauf loslegen geht aber nicht. Im Vorfeld mussten viele Fragen geklärt, sowie mögliche negative Auswirkungen auf das Rotwild ausgeschlossen, werden. Zu aller erst musste aber ein geeigneter Partner gefunden werden. Martin Bahlinger, Landwirt aus Entringen, hat sich vor 5 Jahren auf die Haltung von Schottischen Hochlandrindern spezialisiert und war von Anfang an eingebunden. Da die Rinderrasse sehr ursprünglich und robust ist, eignet sie sich gerade für den Einsatz in der freien Landschaft.

 

Weitere Belange aus anderen Bereichen wurden mit der höheren Fischereibehörde, der unteren Wasserwirtschaftsbehörde und des Veterinäramtes abgestimmt. Dabei unterstütze die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Tübingen maßgeblich und begleitete den Forstbezirk Schönbuch fachlich.

 

Nicht nur für die Entwicklung der Artenvielfalt ist die Beweidung eine echte Bereicherung. Auch die Waldbesuchenden dürfen sich im Großen Goldersbachtal zwischen Neuer Brücke und Teufelsbrücke auf ein ganz besonderes Landschaftsbild freuen.