Gemeinsam für den „Urhahn“ – Alarmstufe rot für das Symboltier

Gemeinsam für das bedrohte Symbol. Vorstandsvorsitzender Reger erläutert Schutzmaßnahmen für das Auerwild. (Quelle: ForstBW)

29.04.2022 - Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW: „Waldnaturschutz und besonders der Schutz des vom Aussterben bedrohten Auerwildes ist ForstBW ein wichtiges Anliegen.“

 

Das Auerwild als Symboltier des Schwarzwaldes ist vom Aussterben bedroht. Bekannt als Hintergrundkulisse in alten Heimatfilmen oder in moderner „Black-Forest Deko“ ist es jedoch auch ganz real ein eindrucksvoller Geselle. Beobachten konnten diesen in der Jägersprache auch als „Urhahn“ bezeichneten größten Vogel unserer Wälder die wenigsten. Dies liegt nicht nur am stark rückläufigen Trend der Population, sondern auch am scheuen und heimlichen Verhalten der Tiere. 

Warum geht es dem Auerwild nun so schlecht und was kann getan werden, um das Symbol des Schwarzwaldes zu erhalten? Aus diesem Grund traf sich Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW, mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis im Forstbezirk Hochschwarzwald, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen und Erfahrungen auszutauschen.

 

Rund 40% der gesamten Auerwildverbreitungsfläche in Baden-Württemberg liegen im Staatswald, der von ForstBW betreut wird. Im Forstbezirk Hochschwarzwald mit seinen Gipfeln wie Feldberg, Schauinsland, Kandel und Rohrhardsberg, liegt rund ein Viertel dieser Flächen. „Der Schutz des Auerwildes hat im Forstbezirk eine lange Tradition. Die Waldflächen im Forstbezirk sind aufgrund ihrer Höhenlage grundsätzlich gut geeigneter Lebensraum für das eher kälteliebende Tier. Aufgrund der räumlichen Lage ist besonders der Rohrhardsberg ein wichtiger Trittstein für die Verbindung der Auerwildvorkommen im Nord- und Südschwarzwald“ erläuterte Philipp Weiner, vom Forstbezirk zur Begrüßung.

 

Dr. Rudi Suchant, Abteilungsleiter des Wildtier-Instituts der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA), erläuterte die drei maßgeblichen Faktoren, die zum bedauerlichen Rückgang führen. Störungen durch den Menschen, vor allem im Winter und in der Brut- und Aufzuchtzeit können stark negative Auswirkungen haben. Eine Veränderung des Lebensraumes durch den Rückgang lichter Waldstrukturen ist ein weiterer bedeutender negativ wirkender Faktor. Und nicht zuletzt die Zunahme von Fressfeinden wie Fuchs, Dachs, Wildschein und Marder setzt den Hühnern zu. 

 

Die jeweiligen Zusammenhänge sind teilweise komplex, so Suchant, jedoch für einige Probleme gibt es auch Lösungsansätze. Sei es als Waldbesucher durch richtiges Verhalten, als Förster durch entsprechende Gestaltung der Waldbestände oder als Wissenschaftler durch entsprechend Forschung und Monitoring der Maßnahmen. Es lohne sich an breiter Front die Probleme anzugehen, denn „Ohne Auerwild verliert der Schwarzwald seine Seele,“ so Suchant.

 

Um Verständnis für Pflege und Schutzmaßnahmen wird auch bei kommunalen und privaten Waldbesitzern geworben, informierte Dr. Eberhard Aldinger, Vorsitzender des Vereins »Auerhuhn im Schwarzwald«. Der Verein steht Privatwaldbesitzern, Kommunen und Tourismus beratend zur Seite. Für die Kosten der Entwicklung der Auerhuhn-Lebensräume kann auch Förderung in Anspruch genommen werden. „Wir sind der Überzeugung, dass sich der Schutz des Auerhuhns und anderer Wildtiere sowie die Nutzung des Waldes durch Aufklärung, Information und die Aufstellung von verständlichen Regeln in Einklang bringen lassen.“

 

Jens Kerll, Revierleiter im Forstrevier Martinskapelle, stellte anhand einer temporären Sperrung von Waldwegen vor, welche Möglichkeiten zur Beruhigung des Waldes es gerade in besonders sensiblen Zeiten wie der Balz und Jungenaufzucht gibt. Die Berücksichtigung des Lebensrhythmus des Auerwild und die Lebensraumansprüche haben bei allen forstbetrieblichen Arbeiten einen sehr großen Stellenwert in der täglichen Arbeit im Revier. Die vielfältigen Anstrengungen zeigen auch Erfolge. So ist die Anzahl der Auerhähne im Bereich Rohrhardsberg-Martinskapelle entgegen dem allgemeinen Trend nicht rückläufig.

 

Johannes von Stemm, Geschäftsbereichsleiter Waldnaturschutz, zeigte auf, welche Möglichkeiten es gibt, Menschen, die sich im Wald aufhalten oder Interesse haben sich zu engagieren auf unterschiedliche Art und Weise zu erreichen und sie für den Schutz des Auerwildes zu gewinnen. Das geht über Besucherlenkungsmaßnahmen vor Ort oder auch digital, die breite Kommunikation von Sperrungsmaßnahmen, bis zur Möglichkeit gemeinsam mit den Förstern zum Schutz des Auerwildes anzupacken. Bei sogenannten „Voluntourismus“ Projekten kann jeder vor Ort mit anpacken und zum Schutz des Auerwildes beitragen.

 

Alle Anwesenden waren sich einige, dass die aktuelle Lage des Auerwildes sehr kritisch ist, es jedoch Hoffnung besteht, wenn die vorgestellten Maßnahmen zum Schutz des Auerwildes auf großer Fläche intensiviert werden.

 

Max Reger betone abschließend die ökologische Vorbildfunktion von ForstBW und die Einbindung spezieller Artenschutzmaßnahmen in die Gesamtkonzeption Waldnaturschutz, die auf den 324.000 ha Staatswald in Baden-Württemberg von vielen engagierten Forstleuten umgesetzt werden. Damit der Schwarzwald auch in Zukunft sein Symbol und damit seine Seele behält.