01.04.2020 - Der Wald erobert seine Bedeutung im Leben der Menschen zurück. Er ist nicht nur Lieferant des ökologisch produzierten und ständig nachwachsenden Rohstoffes Holz, bereits unter dem Eindruck der Klimadebatte verlagerte sich der gesellschaftliche Fokus. Die Erkenntnis, dass der Wald geschützt werden muss, hat dabei viel mit der langfristigen Existenz von uns Menschen zu tun. Ohne ausreichend Bäume gibt es kein für die Menschen gesundes Klima.
Im Kampf gegen das Coronavirus geht es nun auch darum, was der Wald unmittelbar für die Menschen in Sachen Gesundheitsschutz tun kann. Das Ökosystem Wald wirkt als heilende Kraft und in Zeiten von Kontaktsperren auch als weitläufiger Naturraum, in dem ausreichender Abstand zu anderen Menschen.
Dietmar Hellmann, Leiter des Forstbezirks Odenwald, empfiehlt zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen: „Täglich ein längerer Besuch bei Dr. Wald“. Aktuelle Erkenntnisse von Medizinern über die heilende und stärkende Wirkung von Wald sind für die Forstleute absolut keine Neuigkeiten. „Solange man kein wirksames Medikament und keine vorbeugend wirkende Impfung gegen das Corona-Virus entwickelt hat, ist es das Beste, das Immunsystem bewusst aktiv zu stärken“, so der Forstbezirksleiter und weiter: „Dass Waldluft beruhigt, ausgleichend auf das Herz- Kreislaufsystem wirkt und durch die Bewegung in der Waldluft und die darin enthaltenen Stoffe wie z.B. Terpene die Lungenfunktion stärkt, ist dabei nicht einfach aus der Luft gegriffen.“ Besonders wohltuend wirkt gerade jetzt die sich entfaltende Vegetation im Frühlingswald.
Für Dietmar Hellmann ist es klar, dass wir unser Immunsystem gegen neue Angriffe trainieren, stärken und vorbereiten können. Außerdem stärkt der Wald die Psyche des Menschen. Und die Psyche wiederum hat Einfluss auf die Stärke oder Schwäche des Immunsystems. Der Wald ist in der Lage, das parasympathische Nervensystem – den Nerv der Ruhe – zu stärken und den Menschen Ängste zu nehmen. Dazu ist es erforderlich, ganz in den Wald einzutauchen, ihn wahrzunehmen und auf sich wirken zu lassen.
Auch gegen den zu erwartenden Lagerkoller, der Familien, die 24 Stunden in engen Wohnungen eingesperrt sind, bedroht, kann der tägliche Waldspaziergang helfen. „Der Wald vor unseren Haustüren steht allen offen“, so der Forstmann, weist aber auch darauf hin, dass dabei alle Abstandsregeln und andere Verhaltensvorschriften, die die Behörden im Zusammenhang mit der Eindämmung der Corona-Pandemie erlassen, auch im Wald uneingeschränkt zu beachten sind. Dies gilt es vor allem im Bereich von stadtnahen Wäldern zu berücksichtigen.
In Zeiten, in denen das Abstandsgebot gilt und Menschen es schmerzlich vermissen Freunde und nahe Angehörige umarmen zu können, bietet der Wald einen Ersatz. Der Tipp von Dietmar Hellmann hierfür: „Man mag das Umarmen von Bäumen komisch empfinden, aber Bäume können uns übrigens nicht nur in Zeiten von Corona Halt geben. Der Wald kennt kein Corona.“