Corona Alarm für die Waldwirtschaft

20.04.2020 - Die Corona-Pandemie hat die Klimakrise und die Sorge um den Wald aus dem Blickfeld verdrängt. Gleichzeitig verschärft sich durch die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie die Lage für die Waldwirtschaft und die Wälder zunehmend. „In Zeiten des Klimawandels, nach zwei extremen Trockenjahren, Dürre und massiven Borkenkäferschäden ist der Wald und die Waldwirtschaft ohnehin in einer Ausnahmesituation“, so Max Reger, kommissarischer Vorstand von Forst Baden-Württemberg (ForstBW). “ Seit dem Orkan Sabine im Februar sind wir in akuter Alarmbereitschaft wegen erneut drohender Ausbreitung von Borkenkäfern. Jetzt verschärft sich die Situation täglich durch die Entwicklungen um Corona“. 


Die globalen Veränderungen durch die Corona-Pandemie betreffen auch die heimische Waldwirtschaft. Komplexe Abhängigkeiten von internationalen Warenströmen schlagen unmittelbar auf den Holzabsatzmarkt durch. So brach zum Beispiel von heute auf morgen der Absatz von in Europa schwer verkäuflichem Käferholz nach China weg. „Für uns Forstleute ist es das Gebot der Stunde zum Schutz und Erhalt des Waldes, angefallenes Sturmholz möglichst schnell aufzuarbeiten und aus dem Wald zu bringen.“ Durch die vergangenen Extremsommer konnten sich die Borkenkäfer stark vermehren. Die Belastung der Wälder durch Millionen überwinternder Borkenkäfer ist in diesem Jahr extrem hoch. Bleibt das Sturmholz im Wald liegen, könnten die Käfer sich ideal vermehren. 

„Der Holzmarkt ist zunehmend blockiert“, erklärt Reger. „Es besteht die Gefahr, dass das Holz im Wald liegen bleibt. Das gilt leider für fast alle Holzarten. Einzelne Sägewerke insbesondere im Westen des Landes haben ihre Produktion stark zurückgefahren oder ganz eingestellt. Im direkt an Deutschland angrenzenden Frankreich sind die Sägewerke infolge der Pandemie alle geschlossen, auch in Österreich wird die Sägekapazität drastisch reduziert.


Wenn Sägewerke ihre Produkte nicht absetzen können bzw. bei Schließung oder Kurzarbeit brauchen sie keinen Rohstoff Holz. Kurzarbeit auch in der Möbel- und Bauindustrie, Baustellenstopps, unterbrochene Transportlogistik durch Grenzschließungen, all dies wirkt sich negativ auf den Wald aus. Hinzu kommt: Wie in der Landwirtschaft oder im medizinischen Bereich fehlen bei privaten Forstunternehmen Mitarbeiter aus angrenzenden Ländern, da die Grenzen nach z.B. Tschechien oder Rumänien geschlossen sind.

„Wir wollen den Wald mit all seinen Funktionen für das Ökosystem, als Sauerstofflieferant, als Klimaschützer, als Raum für Erholung und Rohstofflieferant dauerhaft erhalten. Und ihn für morgen, für künftige Generationen klimafit und widerstandsfähig gestalten. Die Corona-Pandemie stellt uns dabei vor eine weitere, große Herausforderung”, sorgt sich Max Reger.

„Wir haben die Regelungen zur Corona-Pandemie zügig in allen Dienststellen umgesetzt, um Beschäftigte, Geschäftspartner und alle anderen Mitmenschen zu schützen. Die Gesundheit und Arbeitssicherheit haben dabei oberste Priorität“, informiert Reger. Wie der Deutsche Wetterdienst in den letzten Tagen meldete, ist das Niederschlagsdefizit aus 2018 und 2019 in vielen Teilen Deutschlands in tieferen Bodenschichten noch lange nicht ausgeglichen. Für die Bäume wird es künftig also insgesamt nicht leichter werden. „Wenn wir bedenken, welchen Zufluchtsort Waldgebiete gerade in diesen schwierigen Tagen für die Bevölkerung bieten, sehen wir einmal mehr, wie lebensnotwendig der Wald und dessen Erhalt für uns alle ist“, resümiert Reger.